Zurück zu normal?! Wiedereingliederung nach Krebs

von Susanne Seydel  - Juni 12, 2024

Die Behandlungen sind vorbei, die Krise (im meinem Fall der Krebs) überwunden. Du warst in der Reha, bei der Psychologin, beim Achtsamkeits-Kurs. Und jetzt gibt es echt kein Argument mehr, nicht wieder arbeiten zu gehen. Nicht zuletzt, weil die Krankenkasse langsam Druck macht. Du planst also die Wiedereingliederung nach Krebs und freust dich eigentlich auch. Endlich wieder Normalität, zurück ins Leben. Zurück zu den Kollegen und dem Job, der dir auch immer Spaß gemacht hat. Eigentlich…

Viele Gedanken und Sorgen

Wären da nicht die vielen Gedanken und Sorgen. Warum fühle ich mich nicht mehr so fit und leistungsfähig? Werde ich den alltäglichen Stress aushalten? WILL ich den alltäglichen Stress aushalten? Schaffe ich es nein zu sagen und mich abzugrenzen? Wie finden es die Kollegen, wenn ich nicht mehr so viel schaffe? Macht mir der Job überhaupt Freude? Will ich das so noch? Was will ich denn überhaupt? Und warum zum Henker hinterfrage ich alles?

Findest du dich in der Situation wieder? Dann hier meine Bitte an dich:

Sei milde mit dir! Es ist echt nicht einfach, allen Erwartungen zu entsprechen, ordentlich zu funktionieren, Leistung zu erbringen und dabei gut gelaunt und (natürlich) positiv zu sein. Es braucht Zeit. Verständnis. Und Kommunikation. Sprecht miteinander und teilt eure Gedanken und Bedürfnisse. Nach einer wirklichen Krise ist man nicht mehr der:die Alte und das ist auch gut so.

Unterstützung bei der Wiedereingliederung nach Krebs

Ich hätte mir damals mehr Unterstützungsangebote gewünscht, die über die vier bis sechs Wochen Wiedereingliederung hinausgehen. Angebote, die dabei helfen, neue Handlungsstrategien zu entwickeln, besser mit Stress umzugehen, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen, Selbstvertrauen zurückzuerlangen und wieder Schritt für Schritt in die Leistungsfähigkeit zu finden. Angebote, die es von keiner Seite gab.

Daher mein Tipp für Betroffene: Sucht euch Unterstützung! Sei es im Austausch mit Gleichgesinnten, durch eine Psychologin, in Krebsberatungsstellen oder durch ein individuelles Coaching. Ich unterstütze euch gerne auf eurem Weg.

Und Unternehmen möchte ich dafür sensibilisieren, dem Thema Krebs & Arbeit mehr Aufmerksamkeit zu schenken sowie die mentale und körperliche Gesundheit der Mitarbeiter wirklich wichtig zu nehmen – generell und natürlich erst recht, wenn sie länger krank waren.

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